Sonntag, 29. September 2013

Mia ist besonders ... (Teil 2)

... aufmerksam
Sie saugt alles auf, wie ein Schwamm. Alles bleibt hängen. 
Das hat natürlich viele positive Seiten: Ich muss ihr nicht jedesmal sagen: "Greif bitte die Herdplatte nicht an, die ist heiss, da kannst du dir sehr weh tun!" oder: "Lauf nicht auf die Strasse, die Autos können nicht so schnell bremsen!" - in der Regel reicht es, wenn ich's einmal erkläre. Und wenn sie versteht, warum sie etwas (nicht) tun soll, hält sie sich auch (meistens) dran.
Sie merkt sich aber auch jedes Versprechen, das man ihr gibt. Jede kleine Ungerechtigkeit. Jeden Wunsch. Sieht jede Ameise und jeden Kaugummi auf dem Weg ins Geschäft. Ablenken ist da nicht drin! 
Während man A. zB einen schönen Stein, ein hübsches Blatt, einen schillernden Schmetterling zeigt kann man ihr problemlos den Schlüssel, den sie gerade "geklaut" hat, aus der Hand nehmen. Oder wenn L. weint, weil sie jetzt nicht schaukeln kann. Da genügt es, ihr statt dessen das Wipptier anzubieten.
Bei Mia käme man damit nicht durch .... Da ist mehr Verhandlungsgeschick gefragt. Aber sie versteht meist auch, dass sie noch ein bisschen warten muss, oder bestimmte Dinge wieder dem rechtmässigen Besitzer zurückgegeben werden müssen. Den Satz "das gehört aber jemand anderem" hört sie zwar oft, aber sie sieht's auch ein.

... stur
Ich fürchte, das hat sie von ihrer Mutter ;)
Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, tut sie alles, um das auch zu bekommen. Auch das kann manchmal mit Verhandlungen gelöst werden. Manchmal.
Meistens gibt es aber nur zwei Möglichkeiten: nachgeben oder durchsetzten.
Das Problem beim Nachgeben ist, dass sei sich sehr genau merkt, dass sie "gewonnen" hat, das nächste Mal wird dann richtig schwer.
Das Durchsetzten ist aber in dem Moment auch nicht einfacher: wenn nicht unmittelbare Gefahr besteht, gibt es drei "Warnungen", dann passiert, was Papa/ Mama angekündigt hat. Das führt unweigerlich zu einem Zornausbruch. Mit einer Bandbreite von "ich-schau-Mama/ Papa-nicht -mehr-an" bis zu Wein- und Schreikrämfen, die bis zu einer Stunde dauern können. 

... anhänglich
So anhänglich, dass auch der Papa oft keine Chance hat. Alles, aber auch alles muss sie mit der Mama machen. Das heißt für mich: keine einzige Minute allein.
Einerseits ist es schön, mit Mia viel Zeit zu verbringen und ich freu mich, dass ich einen guten Draht zu meiner Tochter hab. Aber andererseits ist das auch sehr, sehr mühsam. Ich bin sehr gerne Mama, aber ich möchte nicht ausschließlich Mama sein! Ich möchte mein Hobby behalten! Und auch für Mia hat es Vorteile, auch mit dem Papa Zeit zu verbringen. 

Ganz schlimm ist es aber, wenn alles zusammenkommt - wie es vor mehr als einem Monat der Fall war (gleich nach dem Start ins neue Kindergartenjahr). Da war es so schlimm, dass wir uns professionelle Hilfe geholt haben - eine Psychologin. Nach einem fast zweistündigem Gespräch war Vieles klarer - allem voran: wir haben nicht alles falsch gemacht :)
Verbessern kann man trotzdem einiges:

- zu viele Wahlmöglichkeiten überfordern sie
Also besser: "komm, wir gehen einkaufen!" statt: "möchtest du mit uns mitkommen zum Einkaufen?" 
Das funktioniert super! Und sie geht sogar gerne mit - egal, ob zum Einkaufen oder auf einen Ausflug :)

- Veränderungen früh ankündigen
Denn Veränderungen erträgt sie nur schlecht. Und sie versucht natürlich alles, um dem auszuweichen, im "Notfall" macht sie mir ein so schlechtes Gewissen, dass ich am liebsten nachgeben möchte. 
Aber ich weiss ja, dass ich mich auf den besten Ehemann von allen verlassen kann. Auch, wenn die schlechtes-Gewissen-Taktik mit viel Weinen und Schreien bei mir wirklich gut funktioniert. 
Aber auch hier gibt's schon Erfolge: das erste mal, als ich fortgegangen bin, hat sie sich so aufgeregt, dass ich aus lauter Sorge wieder zurückgegangen bin. Obwohl er eigentlich alles unter Kontrolle hatte. Aber das musste auch ich erst lernen ...
Letzte Woche hat sie sich schon richtig auf den Abend nur mit Papa gefreut!

- Papa mehr in den Mittelpunkt stellen/ Verantwortung geben
Zum Beispiel ins Abendritual einbinden; im Auto neben ihr sitzen - auch beim Mittagsschlaf; Papa-Tage; ...
Verantwortung abgeben, das liegt mir gar nicht. Immerhin war ich zwei Jahre lang ca 16 Stunden am Tag allein für sie verantwortlich, da fällt es eben schwer, sich umzustellen. Und wird vermutlich noch ein bissl dauern, bis ich das so hinkriege, wie er das auch verdient...

- zusammenhalten
Sagt einem eigentlich der Hausverstand. Aber in der Praxis schaut das ganz anders aus: wenn Papa am Abend heimkommt und die kleine Maus grade mal 20 Minuten in der Früh gesehen hat, möchte er dann natürlich nicht mit ihr darum streiten, ob sie um 8 Uhr noch einmal anfangen darf, fernzusehen. Obwohl wir vorher abgemacht haben, dass jetzt gezeichnet oder gelesen wird. Dann möchte er die Stunde, die die beiden am Abend noch haben, gemütlich und in Ruhe mit seinem Mädchen verbringen. Das bringt mich aber in die blöde Situation, den "bad cop" spielen zu müssen. 
Jetzt sprechen wir uns kurz ab, wenn er heimkommt, um solche Situationen möglichst zu vermeiden. Und wenn's doch einmal passiert, dass Papa was erlaubt, das Mama verboten hat, darf Papa auch mal einen Rückzieher machen. Oder Mama überlegen, ob das Verbot wirklich sinnvoll war.

Die Erfolge sind (noch) nicht überwältigend, aber ein Fortschritt ist durchaus sichtbar! Wunder darf man sich halt auch von Psychologen nicht erwarten :)

eure, Andrea

Donnerstag, 26. September 2013

Mia spielt

Am liebsten Verstecken.
Dabei ist sie in der Wahl ihrer Verstecke nicht besonders wählerisch, zumindest ihr Gesicht muss halt verdeckt sein. Finden darf man sie deshalb noch lange nicht. Und um das zu vermeiden gibt sie schon mal falsche Hinweise: "Die Mia is unter'm Bett!!" oder "Die versteckt sich hinter der Bank!" hört man häufig. Und wenn sie fertig ist mit Verstecken kommt sie vorsichtig rausgekrochen und macht "Buuuuhhh!"

Ganz toll findet sie auch Nachlaufen.
Dass unser Esstisch dabei strategisch günstig - nämlich frei in der Mitte der Wohnküche - steht, macht die Sache nur noch lustiger. Immer rundherum gehts, in einem ziemlichen Tempo, bis den Mitspielern schwindelig ist. Dann nimmt sie eine "Abkürzung" unter den Sesseln durch und dreht die Richtung um. Je nach Bedarf ist dann die Couch, Mama, Papa oder ein Grosselternteil "Leo!" - aber nur für sie ;)
Manchmal ist nicht ganz klar, wer hier denn wen jagt. Und so wird der Jäger dann auch mal mit "Klatsch, gefangen - du bist dran!" und einem kräftigen Bauchklatscher überrascht.

Am Ausdauernsten ist sie aber bei Rollenspielen.
Da haben wir zwei zur Auswahl, je nachdem, welches Thema sie grade beschäftigt:
Kindergarten
Mia spielt die Mama und bringt ihr Kind (Mama oder Papa) in den Kindergarten. Das arme Kind muss dabei herzzerreissend weinen, während sie sich schnell verabschiedet und arbeiten geht: "Tschüüüss! Ich geh jetzt arbeiten und hol' dich dann gaaanz später ab!"
Mia geht ins nächste Zimmer, sagt ein paar Mal "bumm bumm!" (das war ihr Wort für "Arbeiten", als sie noch nicht so gut sprechen konnte) und kommt ihr mittlerweile wieder fröhliches Kind abholen. "Hast du brav geschlafen? Und was gegessen?"
Das kann sie scheinbar endlos im Kreis spielen ...
Rettung
Eines ihrer bedauernswerten Kuscheltiere hat sich schwer verletzt, meist gleich an mehreren Stellen. Da hilft kein Bussi und kein Drauf-Blasen, da muss die Rettung her!
Mama/ Papa nimmt also das Telefon und ruft die Rettung. Die darf derjenige dann auch gleich selber spielen, mit Martinshorn und allem, was dazu gehört. Schlussendlich läutet's dann an der Tür, Mia macht auf und dann muss das arme Kuscheltier schnellstens verarztet werden - am Rücken ein grosses Pflaster, an der Pfote einen Verband und auch am Aug ist ein Verband nötig!
Die Rettung darf dann wieder gehen, muss aber gleich wieder kommen, den Verband und das Pfaster entfernen.
Und wenn die Rettung wieder weg ist, fällt das patscherte Kuscheltier gleich wieder so unglücklich, dass Papa/ Mama sofort wieder die Rettung rufen muss ;)

Ganz hoch im Kurs stehen auch Puzzles.
Davon hat sie auch schon einige. Angefangen haben wir mit ganz einfachen: aus einer Kartonlandschaft sind Figuren ausgeschnitten, die wieder an den richtigen Platz gehören. Die hat sie ruck-zuck auswendig gelernt gehabt und kann sie mittlerweile schon fast mit verbundenen Augen. Trotzdem machen sie immer noch Spass, vor allem, wenn der Papa so tut, als wüsste er nicht, wo welches Teil hingehört ;)
Vor Kurzem haben wir ihr dann auch "richtige" gekauft, die, bei denen man mehrere Teile zusammenbasteln muss. Die ersten hat sie gleich wieder auswendig gelernt, erst bei den letzten beiden hab ich das Gefühl, dass sie wirklich schaut, was drauf ist, und wo das Teilchen dazugehören könnte. Wir müssen wohl einfach Puzzles mit so vielen Teilen kaufen, dass sie's nicht einfach auswendig lernen kann, wo welcher hingehört ...;)

In letzter Zeit malt sie auch sehr gerne.
Aus "Sicherheitsgründen" waren bisher nur Buntstifte erlaubt - die weissen Wände laden ja wirklich dazu ein, ein Kunstwerk darauf zu hinterlassen. Mittlerweile versteht sie aber, dass Papa und Mama das gar nicht witzig finden. Seither darf sie auch mit Wasserfarben und den Ölkreiden malen und zeichnen.
Und das tut sie auch ausgiebig - es vergeht kein Tag, an dem nicht unzählige neue Kunstwerke entstehen. Ein Bild für S., eines für deren Mama und Papa, ein Bild für M., eines für dessen Mama und Papa, eines für den eigenen Papa, eines für Oma und Opa ... ab und zu verschenkt sie die Bilder dann auch wirklich ;)

Bücher sind zwar nicht wirklich Spielsachen, aber sie ist richtig stolz auf ihre recht umfangreiche Bibliothek. Sie weiss genau, welche Bücher sie hat und worum es darin geht. Und sie weiss auch ganz genau, welches sie vorm Schlafengehen vorgelesen haben möchte - ein gaaaaaanz langes ;)

Bis bald,
Andrea

Montag, 2. September 2013

Mia's neues Kindergartenjahr

Jetzt ist es doch soweit gekommen: der Sommer ist vorbei und damit auch die Ferien.
Fast zwei Monate war Mia zu Hause, abwechselnd betreut von ihren Omas & Opas und Mama & Papa. Nicht immer haben das auch beide Seiten genießen können, aber im Großen und Ganzen hatten wir einen schönen Sommer!

Dementsprechend hat sich die Vorfreude auf den Kindergarten in argen Grenzen gehalten... (So schlimm, wie ich befürchtet hatte, war's dann aber doch nicht - ein paar Tränen sind am Frühstückstisch zwar geflossen, aber schon beim Weggehen war wieder alles halbwegs OK ...).

Viel hat sich geändert im Kindergarten:
Aus der Zwergerlgruppe ist eine Schäfchengruppe geworden. Mit hübschem, neuem Dekor an den Fenstern und den Spinden.

Mia's beiden beste Freunde M. und S. gehen ab heute ebenfalls in den Kindergarten, allerdings in die andere (Dschungel) Gruppe - das finde ich besonders schade. Mia hätte sicher mehr Freude am Kindergarten, wenn zumindest eine/r der beiden in ihrer Gruppe wäre. Aber sowas ist leider nicht zu ändern ... 

Eine weitere Neuigkeit macht mir aber schwereres Kopfzerbrechen: Mia's Lieblings"tante", K., hat mit Anfang dieses Kindergarten-Jahres eine neue Stelle und wird Mia's Gruppe nicht mehr betreuen. Das macht mir insofern Kopfweh als K. eine wirklich wichtige Bezugsperson für meine kleineres war, die sie immer wieder in den Kindergarten "locken" konnte, wenn sie grade wieder mal keine Lust hatte. Die "Neue", S., ist eine ganz junge, die im letzten Jahr als Springerin gearbeitet hat, um den Kindergarten mal kennenzulernen. Ganz neu ist sie also nicht. Ich bin gespannt, wie Mia mit ihr zurechtkommt ...!

Und zum guten Schluss hat Mia sogar einen neuen Spind bekommen. Das mag auf den ersten Blick gar keine so große Sache  zu sein, für Mia war es - gelinde gesagt - sehr irritierend. 

Wenigstens sind einige ihrer "alten" Spielkameraden noch geblieben, einige haben wir an den "großen" Kindergarten "verloren". 

Aber auch Mia hat sich im letzten Jahr sehr verändert: sie ist nicht mehr so schüchtern (und verrät sogar ab und zu Fremden ihren Namen, wenn sie danach gefragt wird...).
Das hängt sicher auch damit zusammen, dass sie sich in den letzten 6 oder 7 Wochen (in denen sie mich mit ihren Wutanfällen immer wieder strapaziert hat) wieder mal rasant entwickelt hat: sie stellt unglaubliche Zusammenhänge her und ist noch wortgewandter geworden. Das gibt ihr nicht nur die Sicherheit, verstanden zu werden, wenn sie mit Erwachsenen spricht, sondern auch die Möglichkeit, ihre Gefühle und Bedürfnisse besser auszudrücken. 

Ich bin gespannt, was mir meine kleine Maus gleich erzählen wird, wenn ich sie endlich abhole :)